Der Campbell


Campbell Zwerghamster sind anders als ihre verrufenen großen Kollegen – der Goldhamster – keineswegs bissig. Campbell Zwerghamster, die früh und viel Kontakt zur menschlichen Hand hatten, behalten dieses in der Regel bis an ihr Lebensende bei. Kein Kleintier mag es sonderlich gekuschelt zu werden, jedoch ist auf Grund von Gesundheitschecks oder Gehegesäuberung ein Handling mit dem Tier nicht immer vermeidbar, sodass es wesentlich angenehmer ist, wenn das Tier nicht direkt im Fingernagel hängt. Insbesondere deshalb werden die kleinen Tierchen wohl auch für Kinder immer interessanter.

 

Die Hamster sind wechselaktive Tiere, das bedeutet, dass sie im Mehrstundenrhythmus wach sind  bzw. schlafen. Alle paar Stunden sind die Tiere einen längeren Zeitraum wach, um dann wieder einige Stunden zu schlafen. Auch das ist wohl ein Punkt, dem sie dem Goldhamster voraushaben, der ja bekanntermaßen nur dämmerungs- bis nachtaktiv ist. So kann man auch tagsüber oder in den Nachmittags- bis Abendstunden viel von seinen kleinen Lieblingen haben und sie beobachten.

 

Futterzahm werden die possierlichen kleinen Wesen recht schnell. Insbesondere der Neugier sind keine Grenzen gesetzt. Hier muss jedoch darauf geachtet werden, dass Campbell Zwerghamster keine Höhen einschätzen können. So kann es passieren, dass sich ein Campbell kopfüber aus dem Gehege oder der Hand stürzen will. Hier ist also Vorsicht und Wachsamkeit geboten.

 

Alles in allem ist der Campbell Zwerghamster ein freundlicher kleiner Zeitgenosse, der leider keine so hohe Lebenserwartung hat. Zwar ist das Alter von 2 Jahren in der Regel gut erreichbar, danach wird es jedoch schon kritisch. Im Liebhabermund nennt man sie dann „kleine Methusalem“.

 

Als wichtigster Aspekt seines Wesens sollte das durchaus gute Sozialverhalten hervorgehoben werden. Leider vermehrte sich in den letzten Jahrzehnten das Gerücht der Campbell Zwerghamster sei ein Einzeltier. Trotz der vielfachen Aufklärung engagierter Halter und Züchter, ist auch noch in bekannten Tierratgebern die Rede von der Einzelhaltung. Das ist schlichtweg nicht korrekt. Der Campbell Zwerghamster ist ein im Sozialverbund lebender Hamster. Er wohnt im Familienverband in seinem Revier und zeigt auch ein wunderbar natürliches Verhalten in seiner Gruppe. Mit viel Geduld und Arbeit haben viele Züchter es mit den Jahren geschafft das äußerst lädierte Sozialverhalten der Tiere wieder auf ein gutes Niveau zu bringen. Einer Gruppenhaltung steht bei der Anschaffung eines artreinen Campbell Zwerghamsters vom Züchter nichts entgegen. Bei Notfällen aus Hamsterhilfen, aus dem Tierheim oder einer Anschaffung von privaten Haltern und Tierheimen ist jedoch Sorgfalt geboten. In den wenigsten Fällen handelt es sich dabei nicht um artreine Tiere, die auf soziales Verhalten geprägt wurden, denn ebenso hält sich unerschütterlich der Glaube, dass Jungtiere spätestens 6 Wochen nach der Geburt von den Elterntieren getrennt werden müssen, um eine Eindeckung der Tiere zu vermeiden. In der traurigen Realität sind es oftmals sogar nur 3-4 Wochen. Ein guter Züchter jedoch lässt die Jungtiere bis zur 12. Lebenswoche entweder bei den Eltern oder in so genannten erzieherischen Gruppen gleichen Geschlechts, damit die Jungtiere auch entsprechendes Sozialverhalten sich überhaupt erst aneignen können. Zu Vergesellschaftungszwecken mit bereits vorhandenen Hamstern spricht jedoch nichts dagegen die Jungtiere früher abzugeben, da sie wiederum vom vorhandenen adulten Hamster den Rest ihres notwendigen sozialen Verhaltens beigebracht erhalten.

 

Körperbau inkl. Fellbeschaffenheit und Fellfarben

 

Der Körperbau eines Campbell Zwerghamsters sollte breit und gedrungen, jedoch ohne hohen oder überschüssigen Fettanteil sein. Die Bewegungen des Tieres sollten nicht schwerfällig wirken, auch eine kleine Taille ist von Vorteil. Die Weibchen sind etwas kleiner als die Männchen und wirken auch nicht so kräftig.

 

Die äußeren Extremitäten (Beine und Schwanz) sind oftmals kaum sichtbar unter dem Tier. Der Schwanz ist nur ca. 0,5 cm lang und behaart. Die Vorderfüße weisen vier Zehen, die Hinterfüße fünf Zehen auf. Die Krallen sind in der Regel durchsichtig.

 

Im Gegensatz zum dsungarischen Zwerghamster hat der Campbell Zwerghamster ein kurzes Gesicht und eine abgestumpfte Schnauze. Die Augen sind arttypisch verhältnismäßig klein. Die Ohren stehen aufgerichtet vom Kopf ab.

 

Folgende Fellfarben gibt es mittlerweile durch einige Mutationen:

 

Agouti

mit Tipping/Ticking

Self

einfarbiges Fell

„Sonder“gene

Zeichnungsvarianten

 

Strukturvarianten

Agouti

Naturfarbe

Black

schwarz

Gray

Phäomelanin-Aufhellung der

eigentlichen Grundfarbe

Mottled

Scheckung/Weiße Absetzungen

Rex

gekräuseltes, dünnes Fell

Black Eyed

Argente
Braunaufhellung der Naturfarbe

Chocolate

Braunaufhellung v. black

Moscow

Braunaufhellung der Naturfarbe

 jedoch mit

dunkelroten Augen


Ruby Eyed mottled

homozygot letal

Scheckung mit

dunkelroten Augen

Wavy

gewelltes Haar, die

Vibrissen sind

gekrümmt

Albino

vollkommener Pigmentverlust (weißes Tier, rote

 Augen)

Blue

Dilution v. black

Umbrous

fügt dem Fell

braune Haare

hinzu/maskiert angeblich Scheckung

Platinum

Bei reinerbiger

Verpaarung

vollständiger Farbverlust siehe

BEW/REW, ansonsten

silbert das Tier im Alter

 

Satin

dünnes, fettig wirkendes Fell mit

gekrümmten Vibrissen

 

Opal

Dilution der

Naturfarbe

Dove

Pink Eye Dilution v. black

 

Silvering

Genaue Vererbung

 unbekannt/Selffarbene Tiere silbern

 

Red Eyed

Argente
Pink Eye Dilution der Naturfarbe (rote 
 Augen)

Black Eyed Lilac

Kombination der

Braunaufhellung und Dilution v. Black    

 

BEW

vollständiger Farbverlust, schwarze Augen – kein Albinismus!

 

Lilac Fawn

Braunaufhellung u.  Dilution der

 Naturfarbe

Dark Beige

Kombination der

Braunaufhellung mit der Pink Eye Dilution

 

REW

vollständiger Farbverlust, rote Augen – kein Albinismus!

Beige

Braunaufhellung u. Pink Eye Dilution der

Naturfarbe

Red Eyed Lilac

Kombination der Dilution v. Black UND pink eye

 

 

Blue Fawn

Blau-Dilution in

Kombination mit der Pink Eye

Dilution

Champagne Kombination der

 Braunaufhellung mit Dilution v. UND pink eye Dilution v.

black

 

 

Blue Beige

Kombination v.

Braunaufhellung, Dilution sowie

Pink Eye Dilution

 

 

 

 

Haltung u. Pflege inkl. Ernährung

Das Mindestmaß zur Haltung einer kleinen Gruppe von 2-3 Tieren wird oft mit 80x40 cm angegeben. Es darf jedoch auch gern größer sein. Oft werden bekannte Regale eines schwedischen Möbelhauses zu einem Hamstergehege umgebaut. Die Devise sollte jedoch sein, dass bei einer Gruppenhaltung das Gehege so groß wie nötig und so klein wie möglich sein sollte, um eine Revierbildung der einzelnen  Tiere im Gehege zu vermeiden. Ob das jedoch dann ein Aquarium oder ein Terrarium, ein Käfig oder ein Eigenbau ist, das ist dem Hamster relativ egal. Hier sind also der Kreativität keine Grenzen gesetzt. 

 

Der Campbell wünscht sich jedoch eine höhere Einstreu, sodass es empfehlenswert ist bei der Anschaffung/dem Bau vom Hamstergehege an eine hohe Einstreublende zu denken oder aber zumindest den Platz einzukalkulieren, z.B. ein kleines Aquarium 20x20 cm als Buddelkasten in das Gehege mit zu integrieren. Als Einstreu empfiehlt sich handelsübliche Einstreu. Heu oder Stroh sollten in dem Gehege nicht fehlen.

 

Ebenfalls nicht fehlen soll pro Hamster mindestens eine Versteckmöglichkeit um den Tieren die Möglichkeiten zu bieten sich bei androhenden Zwistigkeiten aus dem Weg zu gehen.

 

Ein Laufrad pro Hamster mit einem Durchmesser von mind. 20 cm darf in keinem Hamstergehege fehlen. Unersetzlich ist auch das Sandbad. Der Sand sollte so hoch wie möglich sein, da viele Tiere nicht nur gern darin baden, sondern auch buddeln.

 

Ein Auslauf sollte wenn möglich nicht gewährt werden. Einige Tiere reagieren äußerst gestresst auf den Umgebungswechsel. Es kann daher dazu führen, dass es zu Streit in der Gruppe kommt – entweder während des Ausfluges oder danach.

 

Samen und Insekten stehen hauptsächlich auf dem Speiseplan eines Campbell Zwerghamsters. Durch die karge Nahrungsquelle im natürlichen Habitat besteht bei den Campbell Zwerghamstern genauso wie z. B. bei Chinchillas und Degus eine Überempfindlichkeit gegen satte Speisen, daher sind sie fett- und diabetesanfällig. Die Nahrung sollte daher in jedem Fall zuckerfrei sein. Mittlerweile gibt es viele Onlineunternehmen, die sich auf die Ernährung unserer Hausgenossen spezialisiert haben, sodass es heute kein Problem mehr ist artgerechtes Trockenfutter für die Campbell Zwerghamster zu erwerben. Das Futter besteht dann aus 

 

·         Körner- und Saatenmischungen,

·         getrockneten Insekten,

·         diversen Kräutern und Blüten und

·         Grassamen.

  

Auch Frischfutter wird gern angenommen. Hier gilt die Devise: was nicht grün ist, darf auch nicht gefüttert werden. Karotten, gelbe und rote Paprika und Tomaten, etc. sollten aufgrund ihrer eigenen Süße nicht gefüttert werden (Diabetes). Obst hat auf dem Speiseplan der Campbells gar nichts zu suchen. Des Weiteren empfehlen sich diverse Kohlsorten nicht wegen der Blähungsgefahr. Gut geeignetes Futtergemüse ist z. B.

 

·         Grüne Gurke

·         Grüne Paprika

·         Zucchini

·         Feldsalat

·         Sprossen

·         Salatherzen, usw. usf.

 

Als Leckerlies dürfen z. B. Nüsse, Mehlwürmer, mal eine Erbsenflocke oder ein paar Sonnenblumenkerne angeboten werden.

 

Fortpflanzung

Die Hamster paaren sich das ganze Jahr über. Die Tiere werden ca. mit sechs Wochen geschlechtsreif. Kommt es zur Paarung, die immer wieder wiederholt wird und jeweils für sich immer nur Sekundenbruchteile dauert, fallen bis zu neun Jungtiere nach einer Tragzeit von ca. 17-20 Tagen.

 

In einer verantwortungsvollen Zucht werden keine Tiere vor der 12. Lebenswoche für die Zucht eingesetzt. Vor dem Zuchteinsatz wird ebenfalls mittels Urinteststreiten getestet, ob das Tier auch wirklich diabetesfrei ist, um die Vererbung eines Diabetestyps von vorn herein zu ausschließen zu können. Dieser Test ist jedoch auch erst ab der 12. Lebenswoche des Tieres überhaupt aussagekräftig.

 

Die Weibchen werden in einer guten Zucht spätestens mit sechs Monaten verpaart, damit sie für den ersten Wurf nicht zu alt sind und evtl. Probleme bei der Geburt auftreten.

 

Geschichte und Herkunft

 

Der Campbell Zwerghamster stammt aus den Steppen und Halbwüsten der Mongolei, Chinas, Tuwas, Daurien und Altai. Dort legt er sich einen ca. 30 cm tiefen Bau unter der Erde an. Dieser besteht aus einer Nestkammer und mehreren Gängen, die dann wiederum in den Hauptgang münden. Oftmals ist auch beobachtet worden, dass der Campbell Zwerghamster sich die Baue anderer Kleinsäuger wie z.B. der mongolischen Rennmäuse aneignet.

 

Der Campbell Zwerghamster lebt in der Natur im Übrigen im Familienverband.

 

Der possierliche Begleiter ist im Jahre 1969 als Haustier entdeckt worden und wird seit dem in Europa gezüchtet. In Nordamerika ist der Hamster als Labor- und Heimtier äußerst beliebt, während er in Deutschland im Verhältnis zu anderen Kleintieren nicht häufig erscheint.

 

Es gibt insgesamt nur wenige – verantwortungsvolle - Züchter, die sich mit der Zucht von artreinen Campbell Zwerghamstern befassen.

 

Eignung/Verwendung/Erziehung

 

Auf Grund ihrer Größe sind die Hamster nur bedingt für Kinder geeignet. Einige Kinder, insbesondere größere Kinder, die den Beobachtungsfaktor an den Tieren zu schätzen wissen, können aber durchaus verantwortungsvoll genug sein. Es ist also nicht kategorisch kein Haustier für ein Kind. Hier sollte es immer eine Einzelfallentscheidung bleiben. Grundsätzlich sind die Tiere wie viele ihrer Art, Größe und Alters nur als Beobachtungstiere geeignet und finden daher ohnehin oftmals eher bei Erwachsenen Anklang.

 

Eine Erziehung im eigentlichen Sinne ist nicht möglich. Die Konditionierung auf die Hand ist mittels Leckerlies natürlich möglich. Dem zuträglich ist hier die Neugier der Tiere.

 

Besonderheiten

 

Neben der Diabetesanfälligkeit gibt es ein besonderes Merkmal, welches leider nach wie vor viel zu oft mit einer Selbstverständlichkeit verbreitet wird: Die Hybridisierung mit dem dsungarischen Zwerghamster.

 

Wer einen Campbell oder einen dsungarischen Zwerghamster kauft, wird vermutlich nicht das erhalten, was auf dem Schildchen im Zooladen oder im Inserat steht. Gerade im Raum der Zoohandlungen und der privaten Halter ist es leider fast ausgeschlossen ein artenreines Tier zu erhalten. Aller Wahrscheinlichkeit nach handelt es sich dann um einen Hybriden, eine Mischung aus dsungarischem und Campbell Zwerghamster.

 

In der Natur begegnet der Dsungare dem Campbell nicht. Während der Campbell in der Mongolei, in China und Daurien auftritt, bewohnt der Dsungare die Steppen und Halbwüsten in südwestlichen Sibirien. Genetisch gesehen, ist sind die beiden Arten jedoch kompatibel, sodass sie sich paaren können (etwas hinkend aber ähnlich der Paarung v. Esel und Pferd). Die Hybridisierung begann also schlussfolgernd in menschlicher Obhut. Mittlerweile sind so viele Tiere beider Gattungen hybridisiert, dass es schwer ist artreine Tiere zu bekommen. Bei den Dsungarischen Zwerghamstern stellt sich das als noch schwieriger heraus, gibt es hier tatsächlich noch weniger Züchter als ohnehin schon von Campbells.

 

Nun stellt man sich womöglich die Frage, wo ist das Problem?

 

Es gibt durchaus Vorurteile. Nicht alle Hybriden sind krank, aber leider auch nicht alle gesund.  So kann es durch die verschiedenen Körperbauten der Tiere dazu kommen, dass ein Weibchen bei der Geburt Probleme bekommt. Des Weiteren wird Hybriden nachgesagt, dass sie öfter unter Fettleibigkeit leiden, was wiederum zu einer verkürzten Lebensdauer führt. Insgesamt wird einiges der Hybridisierung zugesprochen – ob alles immer so zutrifft sei dahingestellt – die Erfahrungen sprechen jedoch oftmals Bände. Zudem muss eines klargestellt sein, ein Züchter züchtet für den Erhalt einer Tierart. Ein Hybrid ist nicht diese Tierart. Züchte ich, züchte ich einen Campbell Zwerghamster oder einen Dsungarischen Zwerghamster aber nicht beides in einem. 

25.02.2015 - Jasmin Skrzypczak